24.07.2017
Traunsteins Oberbürgermeister Christian Kegel (vorne re.) freut sich gemeinsam mit den Mitgliedern des Fördervereins Alt-Traunstein Richard Kraft (li.), Dietrich von Dobeneck (hinten li.) und Otto Huber (Mitte hinten) über die Schenkung der Gendorfer Reichenbachpumpe durch ISG-Geschäftsleiter Dr. Bernhard Langhammer und ISG-Bereichsleiter Alfred Sandner (re.).
Sie gilt als geniale Konstruktion ihrer Zeit: Die Reichenbachpumpe oder sog. „Wassersäulenmaschine“, benannt nach dem bayerischen Erfinder und Ingenieur Georg Friedrich von Reichenbach. Anfang des 19. Jahrhunderts war Reichenbach für den Bau neuer Soleleitungen von Traunstein nach Rosenheim beauftragt, um die Sole von den Salinen in Reichenhall und Berchtesgaden über Traunstein nach Rosenheim zur Salzherstellung befördern zu können. Dabei setzte Reichenbach auf die eigens von ihm entwickelten Solehebemaschinen. Mit diesen gelang es, Wasser für die Soleleitungen trotz vorhandener Höhenunterschiede zu heben.
Heute sind nur noch wenige der mehrere Tonnen schweren Pumpen zu bestaunen, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts im Einsatz waren. Darüber, was 1959 den damaligen Werkleiter Dr. Karl Huttner bewogen haben mag, eine der außer Dienst gestellten Reichenbachpumpen zu erwerben und im damaligen Werk GENDORF zu installieren, gibt es keine Aufzeichnungen. Huttner hat sich auf jeden Fall sehr für die oberbayerische Geschichte, Kultur und wirtschaftliche Entwicklung interessiert – so auch für das Reichenhaller Salzwesen. Hierzu schrieb er einen eigenen Fachbeitrag, der sogar 1960 in einer Monats-Zeitschrift veröffentlicht wurde. Tatsache ist allerdings auch, dass Salz wichtiger Rohstoff für die PVC-Produktion ist, die zu Huttners Zeiten in Gendorf systematisch ausgebaut wurde. Im Gespräch war damals scheinbar auch eine Soleleitung von Reichenhall nach Gendorf für den Salzbedarf im Werk Gendorf.
Historisches Kleinod in Gendorf
Aufgebaut wurde die Reichenbachpumpe im Werk 1959 in einem eigens dafür gebauten, in Größe und Aussehen den ehemaligen Brunnhäusern gleichenden Gebäude. Die Pumpe selbst stammt von Bergham, einer Pumpstation südlich des Chiemsees an der Leitung zwischen Traunstein und Rosenheim. Eine Renovierung des Pumpengebäudes und der Pumpe selbst fand 1979/1980 unter Verantwortung des damaligen Chefingenieurs und Direktors der Technischen Abteilung Dr. Johannes Schurig statt. Die Pumpe selbst war funktionstüchtig und konnte einen Springbrunnen in einem nahegelegenen Feuerlöschteich betreiben. 2007 wurde der Betrieb eingestellt, weil der Löschteich einem Gebäude weichen musste.
Reichenbachpumpe kommt nach Traunstein
Nun soll die Reichenbachpumpe in Traunstein zu neuen Ehren kommen: Denn der Sommer 2019 wird in Traunstein ganz im Zeichen des Gedenkens an die Traunsteiner Saline und den Bau der ersten Soleleitung der Welt von 1619 stehen. Hierzu plant der Landkreis Traunstein die „Chiemgauer Kulturtage 2019“ auf dem Gelände des Salinenparks zu eröffnen. Schwerpunkt der Kulturtage werden das Thema Salz und seine Bedeutung für die Region sein. Dabei sollen auch historische Solepumpen in Betrieb genommen und vorgeführt werden. Über die Schenkung der Reichenbachpumpe freute sich Traunsteins Oberbürgermeister Christian Kegel daher besonders: „Wir sind wirklich unglaublich dankbar für dieses industrielle Kleinod. Schon jetzt kann ich zusichern, dass die Reichenbachpumpe in Traunstein einen würdigen und repräsentativen Platz erhält.“ Unterstützt wird er dabei vom Förderverein Alt-Traunstein, dessen Mitglieder sich für die Schenkung in besonderem Maße eingesetzt hatten.
Tilo Rosenberger-Süß
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