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13.02.2015

Gut besucht: Nachbarschafts- und Mandatsträgergespräch im Industriepark Werk GENDORF

Schon seit vielen Jahren ist das alljährliche Nachbarschafts- und Mandatsträgergespräch des Industrieparks Werk GENDORF (IPWG) eine Informationsveranstaltung, die auf großes Interesse stößt. Auch dieses Jahr folgten wieder über 100 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Vereins- und Sozialleben der Einladung des Industrieparks, um sich über die Geschäftsentwicklung der Unternehmen aus erster Hand zu informieren.

Sie informierten über ihre Unternehmen und stellten sich den Fragen der interessierten Zuhörer des diesjährigen Nachbarschafts- und Mandatsträgergesprächs (v.r.): Dr. Bernhard Langhammer (Geschäftsleiter des Standortbetreibers InfraServ Gendorf), Burkhard Anders (Standortleiter Dyneon), Klaus Baier (Standortleiter Vinnolit), Dr. Stephan Trautschold (Standortleiter Clariant) . Die Moderation übernahm Tilo Rosenberger-Süß (Leiter Unternehmenskommunikation InfraServ Gendorf).

Unter den Zuhörern vergangenen Mittwoch waren unter anderem MdB Stephan Mayer, Mühldorfs Landrat Georg Huber, ChemDelta-Sprecher Dr. Alfred Kern, Burgkirchens Bürgermeister Johann Krichenbauer sowie zahlreiche weitere Bürgermeister, Mandatsträger Wirtschafts- und Behördenvertreter des Landkreises. Zur Gesamtentwicklung der Chemiebranche und des Industrieparks Werk GENDORF gab der Geschäftsleiter der InfraServ Gendorf, Dr. Bernhard Langhammer, einen Überblick. Im Geschäftsjahr 2014 stieg die Chemieproduktion leicht, blieb aber insgesamt unter den Erwartungen. Auch in Zukunft rechne die Branche nur mit mäßigen Wachstumsraten, so Langhammer. Allerdings entwickelten sich die Märkte unterschiedlich, wobei die Regionen Asien und USA für die Chemieindustrie an Wichtigkeit gewinnen. Einer der Hauptgründe, den auch die anderen Referenten der Standortunternehmen anführten, sei das momentan enorm dynamische Wachstum auf dem amerikanischen und vor allem chinesischen Markt: „Im globalen Wettbewerb wird hier gerade sehr viel investiert“, bilanzierte Langhammer mit Blick auf die dort getätigten Investitionen.

Im Industriepark Werk GENDORF selbst konnten die Tonnage-Mengen auf weiterhin hohem Niveau gehalten werden. Ebenso die Investitionen: Mit ca. 76 Millionen Euro fielen sie sogar noch höher aus als in 2013. Als Herausforderung dem gegenüber sah Dr. Bernhard Langhammer die weiterhin bestehende große Unsicherheit beim Thema Stromversorgungssicherung: Zwar sei die Anlagensicherheit nicht gefährdet, allerdings könnten selbst kürzeste und für die Bevölkerung kaum bemerkbare Stromausfälle bei den Unternehmen zu erheblichen Produktionsausfällen führen. Auch die nachlassende Qualität der Infrastruktur in Deutschland aufgrund ausbleibender Investitionen – insbesondere bei den Verkehrswegen – sah Langhammer als Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland. Daneben standen in 2014 im Industriepark Werk GENDORF auch einige andere Ereignisse an: Der Tag der offenen Tür erzielte mit 5.500 Menschen einen Besucherrekord. Die Ausstellung „VERANTWORTUNG leben: Vom Gendorfer Werk zum Industriepark“ zur 75-jährigen Geschichte der Chemieproduktion am Standort und die zu diesem Anlass mit einem Historikerteam neu erstellte Chronik stießen ebenfalls auf großes Interesse. Mit der Inbetriebnahme der neuen Feuerwache verfügt der IPWG nun über eine nach modernsten Maßstäben ausgestattete Einrichtung.

Mit der Geschäftsentwicklung der InfraServ Gendorf zeigte sich Geschäftsleiter Langhammer trotz eines leichten Umsatzrückgangs zufrieden. Das Minus spiegelt das momentan schwierige Geschäftsumfeld in manchen Bereichen wieder. Mit Investitionen in Höhe von 24 Mio. EUR – insbesondere in eine nachhaltige Standortinfrastruktur – konnten die bereits hohen Investitionsaufwendungen des Vorjahres hingegen noch einmal übertroffen werden. Auch für das Geschäftsjahr 2015 plant die InfraServ Gendorf über 20 Mio. EUR in den Standort zu investieren. Die Anzahl der Mitarbeiter konnte in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert werden. Langhammer freute sich über die Auszeichnungen für Nachhaltigkeit und Umweltengagement, die die InfraServ Gendorf Technik und die InfraServ Gendorf im vergangenen Jahr erhalten haben. Zum nachhaltigen Umweltengagement zählt auch die weiter fortschreitende Renaturierung der Alz: Die Umgestaltung des ehemaligen Querbauwerks in eine fischdurchlässige Sohlgleite ist bereits weit voran geschritten und kann in diesem Jahr abgeschlossen werden.

Dr. Stephan Trautschold informierte in diesem Jahr zum ersten Mal für Clariant: Seit Anfang Januar hat er die Leitung des Standorts als Nachfolger von Dr. Peter Blickle inne. Er gab zunächst einen Überblick über die Unternehmensstrategie und die Geschäftsfelder des weltweit tätigen Konzerns. Trautschold, der die letzten Jahre als Produktionsleiter Asien für die Business Unit Pigmente der Clariant tätig war, betonte dabei die Wichtigkeit von Innovation und Nachhaltigkeit für die Wertschöpfung bei Clariant. „Wir wollen weiter in die Spitzengruppe der Spezialchemie vorrücken“. In Deutschland setzen wir deshalb verstärkt auf Innovation sowie Forschung und Entwicklung“, so Trautschold. Als großen Trend, von dem auch der Clariant-Standort Gendorf erheblich profitiere, identifizierte Trautschold das Thema Nachhaltigkeit: Der Standort Gendorf sei hier einer der Stützpfeiler, eine Produktionsanlage von Glucamiden, einer neuen Substanzklasse auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen, befindet sich gerade in Bau. In diesem Bereich werde daher auch in Zukunft in Gendorf investiert werden.

Für die Dyneon GmbH berichtete Geschäftsführer Burkhard Anders. Mit Blick auf die Geschäftsentwicklung tendierten die Umsätze bei Dyneon auf Vorjahresniveau, allerdings war das Unternehmen mit einer deutlichen Geschäftsabschwächung in der zweiten Jahreshälfte konfrontiert. In das aktuelle Geschäftsjahr startete Dyneon verhalten, was vor allem der allgemeinen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit geschuldet sei, so Anders. Auch nannte er die „mangelhafte“ Infrastruktur in der Region als „subjektives“ Investitionshindernis: „Wir sind ein internationaler Konzern, da stößt man mit einem einzigen nicht elektrifizierten Bahngleis auf Unverständnis.“ Anders wünschte sich generell mehr „Entscheidungsdynamik“ auf politischer Ebene in Deutschland. Erfreuliches wusste Anders allerdings zum Thema Investitionen und Sicherheit zu berichten: Die Investitionen würden sich in Gendorf auch im laufenden Jahr auf dem hohen Vorjahresniveau bewegen. Beim Thema Sicherheit konnte Dyneon Ende Januar ein Jubiläum feiern: Zwei Jahre ohne einen einzigen Unfall mit Ausfallzeit (LTI).  In diesem Jahr wird zudem die neue PTFE Up-Cycling-Anlage in Gendorf eingeweiht: Das Projekt, das zusammen mit der Universität Bayreuth und mit Unterstützung durch das Bundesumweltministerium durchgeführt wird, soll benutzte Polymerabfälle (PTFE) einer Wiederverwertung zuführen und somit Rohstoffkosten einsparen.

Vinnolit-Standortleiter Klaus Baier informierte die Anwesenden in seinem Vortrag zunächst über die neuen Eigentümerverhältnisse bei Vinnolit: Seit Ende Juli 2014 ist Vinnolit ein Unternehmen der Westlake Chemical Corporation („Westlake“). Westlake mit Sitz in Houston, Texas, ist ein weltweiter Hersteller und Lieferant von Petrochemikalien, Polymeren und PVC-Bauprodukten. Mit Westlake habe Vinnolit, eine neue, langfristig orientierte, strategisch handelnde Muttergesellschaft, mit der sich das Unternehmen erfolgreich weiter entwickeln könne, erklärte Baier dem Publikum. „Gemeinsam sind Westlake und Vinnolit ein bedeutender globaler PVC-Hersteller mit großem Wachstumspotential“ so Baier. In Gendorf selbst investierte Vinnolit im vergangenen Geschäftsjahr in Umweltschutz, Sicherheit, Anlagenerhalt und -verfügbarkeit. Auch zukünftig werden das Innovationsmanagement in Gendorf und das Kompetenz-Zentrum Anwendungstechnik in Burghausen eine Schlüsselrolle bei der erfolgreichen Entwicklung von neuen Produkten spielen, so Baier. Was die Logistik betrifft, wies Baier auf den benötigten Ausbau der Bahnstrecke München – Mühldorf hin: Vinnolit setzt beim Bezug von Rohstoffen und Versand der Produkte bewusst auf umweltfreundliche, „grüne“ Logistik durch einen möglichst hohen Transportanteil mit  Pipeline, Binnenschiff und Bahn. So nutzt Vinnolit für den Transport von Steinsalz nach Gendorf die klimafreundliche Lösung Eco Plus des Logistikpartners DB Schenker Rail und senkt damit den CO2-Ausstoß gegenüber dem Straßentransport um rund 5.900 Tonnen. Baier konstatierte daher auch: „Der zweispurige Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke München – Mühldorf – Freilassing ist zwingend für weiteres Wachstum erforderlich.“

Bei der anschließenden Fragerunde kam das Thema Hochschule zur Sprache: Am Dienstag war bekannt gegeben worden, dass der Landkreis Altötting mit Mechatronik, technischer Betriebswirtschaft, Wirtschaftsingenieurwesen sowie Chemie- und Verfahrenstechnik den lange ersehnten technischen Zweig der Hochschule Rosenheim erhält. Mühldorfs Landrat Georg Huber wünschte sich für die anstehenden Investitionen in Millionenhöhe im südostbayerischen Raum die Unterstützung von Politik und Wirtschaft, um das gegebene Entwicklungspotenzial voll ausschöpfen zu können. „Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen“, schloss ISG-Unternehmenssprecher und Moderator Tilo Rosenberger-Süß das diesjährige Nachbarschafts- und Mandatsträgergespräch.

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