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19.02.2014

Nachbarschafts- und Mandatsträgergespräch im Industriepark Werk GENDORF

Auf großes Interesse ist auch dieses Jahr wieder das traditionelle Nachbarschafts- und Mandatsträgergespräch des Industrieparks Werk GENDORF (IPWG) gestoßen.

Die Referenten des Nachbarschafts- und Mandatsträgergesprächs (v.r.n.l.): Dr. Bernhard Langhammer Infraserv Gendorf), Bernhard Pawlitza (Dyneon), Klaus Baier (Vinnolit), Dr. Erich Gatter (Global Amines), Dr. Frank Wehowsky (Archroma). Nicht im Bild: Dr. Peter Blickle (Clariant). Tilo Rosenberger-Süß (InfraServ Gendorf) moderierte das Gespräch.

Knapp 100 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Vereins- und Sozialleben folgten den Ausführungen der Unternehmensvertreter und informierten sich über die Entwicklung des Industrieparks Werk GENDORF und seiner Unternehmen. Tenor dabei: Die Unternehmen blicken überwiegend verhalten optimistisch in die Zukunft – große Sorgen bereitet allerdings die Gefahr steigender Energiekosten.

Einen Überblick zur Gesamtentwicklung der Chemiebranche sowie des Industrieparks Werk GENDORF gab der Geschäftsleiter der InfraServ Gendorf, Dr. Bernhard Langhammer. Im Geschäftsjahr 2013 stieg die Chemieproduktion leicht, der Umsatz legte dagegen wegen sinkender Preise kaum zu. Insgesamt starte, so Langhammer, die Chemieindustrie jedoch mit vorsichtigem Optimismus in das Geschäftsjahr 2014. Die Fracht-Tonnagen im Industriepark Werk GENDORF lagen mit leicht über dem Vorjahr. Außerdem wurde im Werk kräftig investiert: Allein 2013 stiegen die Investitionen auf ca. 73 Mio. EUR und lagen damit deutlich über dem bereits hohen Investitionsniveau von 2012. Insgesamt sei im Industriepark seit fünf Jahren eine steigende Investitionstendenz zu erkennen, betonte Langhammer. Weiter gab Langhammer einen Überblick zur Änderung des Bebauungsplans im Norden. Diese Maßnahme sei notwendig, um in Zukunft den Industriepark weiter entwickeln bzw. potentiellen neuen Kunden Ansiedlungsflächen anbieten zu können. Als größte Herausforderungen für die Entwicklung des Industrieparks Werk GENDORF bezeichnete Langhammer neben der Bewältigung des demografischen Wandels allerdings die derzeitige Energiepolitik. Er gab zu bedenken, dass das EEG ein nur den deutschen Strompreis verteuerndes Kostenelement sei, wodurch deutsche energie- und wettbewerbsintensive Produzenten, wie die hiesigen Chemieunternehmen, deutliche Nachteile im internationalen Wettbewerb hätten. „Die EEG-Befreiung ist daher nur der verzweifelte Versuch, die negativen Wettbewerbsauswirkungen zu korrigieren“, so Langhammer. Mit Blick auf die internationalen Eigentümer der Standortunternehmen im IPWG betonte Langhammer: „Vor allem die extreme Unsicherheit bei der Energiepolitik ist Gift für Investoren. Für diese stellt sich immer stärker die Frage: Ist Deutschland überhaupt noch das richtige Land, um weiter zu investieren?“

Mit der Geschäftsentwicklung der InfraServ Gendorf zeigte sich Geschäftsleiter Langhammer zufrieden. Der Umsatz konnte gegenüber dem Vorjahr leicht gesteigert, das Ergebnis trotz des fordernden Umfelds stabil gehalten werden. Mit Investitionen in Höhe von 24 Mio. EUR – insbesondere in eine nachhaltige Standortinfrastruktur – konnten die bereits hohen Investitionsaufwendungen des Vorjahres noch einmal übertroffen werden. Auch für das Geschäftsjahr 2014 plant die InfraServ Gendorf weitere 20 Mio. EUR in den Standort zu investieren. Mit Blick in die Zukunft kündigte Langhammer an, weiter daran zu arbeiten, mit dem Industriepark bestmögliche Rahmenbedingungen für  Standortunternehmen und für mögliche Investoren zu schaffen sowie die InfraServ Gendorf verstärkt mit ausgewählten Leistungen als Lösungsanbieter im Chemiedreieck zu positionieren.

Für Clariant informierte Standortleiter Dr. Peter Blickle, dass es weiterhin das Ziel sei, in die Spitzengruppe der Hersteller von Spezialchemikalien aufzurücken. 2013 seien mit dem Clariant Innovation Center in Frankfurt sowie der neuen Zentrale für Oil and Mining Services in Houston klare Zeichen für Innovation und Kundenorientierung gesetzt worden. Am Standort Gendorf konnte die Beschäftigung stabil gehalten werden, weitere Investitionsprojekte wurden durchgeführt oder angestoßen. Blickle äußerte besorgt, dass die ersten Überlegungen für eine Novellierung des EEG zu weiteren Steigerungen bei den Energiekosten führen könnten.

Für die Dyneon GmbH berichtete Bernhard Pawlitza in Vertretung von Standortleiter Burkhard Anders von einem verhaltenen Geschäftsjahr 2013. Insbesondere die Schwäche im Solargeschäft hat Umsatz und Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr gedrückt. Für 2014 wird in einem verbesserten wirtschaftlichen Umfeld eine Geschäftsbelebung erwartet, wobei mit einem anhaltenden Preisdruck zu rechnen ist. Die Investitionen bleiben auf dem Niveau der Vorjahre, während die Mitarbeiterzahl leicht ansteigen soll.

Vinnolit-Standortleiter Klaus Baier berichtete, dass das Unternehmen Vinnolit 2013 trotz eines schwierigen Marktumfeldes den PVC-Absatz leicht erhöhen und insbesondere mit PVC-Spezialitäten in bedeutenden Export-Märkten Erfolge erzielen konnte. „Durch unsere konsequente Fokussierung auf PVC-Spezialitäten ist es uns gelungen, die führende Marktposition kontinuierlich auszubauen“, so Standortleiter Baier im Hinblick auf das 20-jährige Firmen-Jubiläum im letzten Jahr. Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr wolle Vinnolit das Innovations-Potenzial weiter ausschöpfen und Wachstum mit Neuentwicklungen generieren. Sukzessive werde Vinnolit außerdem in den kommenden Jahren die Kapazitäten für PVC-Spezialitäten weiter ausbauen. In Gendorf investierte der PVC-Marktführer in 2013 knapp acht Mio. EUR vor allem in Projekte für Sicherheit, Umweltschutz und Prozessoptimierung. Weitere Investitionen von knapp zehn Mio. EUR sind am Standort Gendorf in 2014 geplant. Besorgt zeigte sich Klaus Baier für die Vinnolit über das EU-Beihilfeverfahren zum EEG, das die Wettbewerbsfähigkeit vieler deutscher Unternehmen bedrohe. Gerade bei energieintensiven Unternehmen, die sich im internationalen Wettbewerb befinden, sei es wichtig, eine zusätzliche Belastung zu verhindern.

Als neues Unternehmen im Industriepark Werk GENDORF stellte Standortvertreter Dr. Frank Wehowsky Archroma vor, das letztes Jahr aus den drei Clariant Business Units Textile Chemicals, Paper Specialties und Emulsions hervorgegangen ist. Archroma ist damit globaler Marktführer für Spezialchemikalien im Bereich Textil, Papier und Emulsionen, hat ihre Zentrale in der Schweiz und ist in 35 Ländern vertreten. In Deutschland verfügt Archroma über Standorte in Gendorf, Gersthofen und Wiesbaden. Im Industriepark erforscht und produziert Archroma mit ca. 70 Mitarbeitern neue Produkte und entwickelt zusätzlich kundenspezifische Lösungen auf der Basis von Fluortelomeren.

Zum ersten Mal im Rahmen des Nachbarschaftsgesprächs präsentierte sich auch Global Amines – ein Mitte letzten Jahres im Werk Gendorf gestartetes Gemeinschaftsunternehmen der Firmen Clariant und Wilmar mit Sitz in Singapur. Global Amines, vorgestellt durch Dr. Erich Gatter, verbindet Wilmars integriertes Agrargeschäftsmodell und starke Position bei pflanzlichen Fetten und Ölen mit Clariants technischem Know-how und langetablierter Marktpräsenz bei Aminen und Aminderivaten. In Gendorf verfügt Global Amines über den Nitril-Amin-Betrieb mit 97 Mitarbeitern und produziert Grundstoffe z. B. für Kosmetik, Reiniger und Desinfektionsmittel. Ziel von Global Amines sei es, so Gatter, ein neues führendes Unternehmen in den Märkten der Fettamine und ausgewählter Aminderivate zu werden.

Moderiert wurde das Nachbarschaftsgespräch von Tilo Rosenberger-Süß, dem Unternehmenssprecher der InfraServ Gendorf.

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